Sonntag, 8. August 2010

Alamo Square in San Francisco

Wenn es nur ein einziger Blick sein soll, dann dieser, festgehalten auch auf Tausenden von Ansichtskarten: Von der Hayes Street aus schaut man nordöstlich zur Steiner Street, wo sich jene bezaubernde Reihe viktorianischer Häuser präsentiert, die painted ladies oder postcard row genannt wird. Und dazu stehen sie auch gerade so, dass die Skyline des Financial District den Hintergrund einnimmt. Eigentlich ist die Bezeichnung »viktorianisch« falsch. Denn mit der Blüte des englischen Bürgertums, den strengen Moralprinzipien und der romantischen Verehrung der britischen Krone hat die Bauweise nur die Zeit gemein: die zweite Hälfte des 19. Jhs. Ansonsten prägte Queen Victoria den Stil der auch gingerbread houses genannten Wohnhäuser viel weniger als die Zimmerleute.



Oft waren sie zur See gefahren, hatten hier eine Idee gehabt, dort ein Vorbild gesehen. Und von wegen Moral: Die spatenförmigen Aussägungen an einer Balustrade oder im Dachgiebel sollten nichts anderes bedeuten als das Pik-Ass-Zeichen. Und das war ein Hinweis darauf, dass in einem solchen Haus das Glücksspiel betrieben wurde. Auch die ornamentalen Flaschen und Herzen hatten einen werbenden Sinn: für Spelunken und Bordelle.



1970 erlebten sie ihre Renaissance, denn heute sind die victorians mit den San-Francisco-Besonderheiten, den steilen Treppen und den bay windows genannten Erkern, die Wohnhäuser der Wohlhabenden. Wer eines besitzt, hütet es wie seinen Augapfel. Wenn Sie sich an den painted ladies nicht satt sehen können, finden Sie weitere prächtige victorians am Lafayette Square, an der California Street, an der Liberty Street sowie zwischen der Franklin Street und dem Presidio. Muni 21 - Hayes

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